Oswald Tschirtner
„Das Ganze beruht auf Gleichgewicht“ lautete die Maxime von Oswald Tschirtner. Tschirtners Leben war für ihn selbst im Gleichgewicht und über seine Werke ertrug er den Balanceakt mit der Umwelt. Sie glichen die Unebenheiten seines Lebens aus, beruhigten die Wellen der Emotionen, bevor sie ausufern konnten. Friede war sein höchstes Ziel, das es zu erreichen galt. Der Künstler wurde in Gugging von Dr. Leo Navratil zum Zeichnen ermutigt, der ihm Vorlagen gab, die als Inspirationen für seine frühen Werke dienten. „Seine Kopffüßler“ wurden in den folgenden Jahrzehnten weltbekannt. Einfach, klar und geschlechtslos gezeichnet mit Feder und Tusche. In den 1970er-Jahren ausschließlich auf kleinen Papieren arbeitend, bewies der Künstler in den achtziger Jahren, dass er von der Postkartengröße jederzeit bis zu haushohen Formaten – etwa auf der Fassade des Hauses der Künstler oder auf großen Leinwänden – zu schwarzem Edding wechseln konnte. Aber nicht nur seine Menschendarstellungen sind grandios, sondern auch der Hang zur Konzentration der Bildthemen auf das absolut Wichtigste zeichnet sein Œuvre aus. Oft reichte ein einzelner Strich für das gesamte Werk. Farben verwendete der Künstler vor allem in der letzten Phase seines künstlerischen Schaffens. Seine Werke befinden sich unter anderem im Setagaya Museum, Japan, in der Collection de l’Art Brut, Schweiz, und im Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig, Österreich.
*1920 in Perchtoldsdorf geboren, lebte von 1981 bis zu seinem Tod 2007 im Haus der Künstler in Gugging. Bekannt durch “seine” Kopffüßler: reduzierte Figuren ohne kennzeichnende Attribute. 1990 erhielt er mit der Gruppe der Gugginger Künstler den Oskar-Kokoschka-Preis.